Montag, 18. August 2008
Die frische Bergluft und die körperliche Anstrengung haben uns wie die Toten schlafen lassen. Die müdigkeit hält nicht lange an als wir früh durch dem Fenster auf die herrliche Lanschaft gucken. Die aufgehende Sonne taucht die Bergen in rotes Licht, über der Alm schwebt feine Nebel.
Schnell machen wir uns fertig – wir wollen raus!
Das Bad haben wir vor uns allein – die andere 230 andere Gästen sind warscheinlich schon eher aufgestanden. Es ist aber ein Durcheinander auf dem Korridor. Wir schlängeln uns zwischen Rücksäcke, Wanderstöcke und Schuhanziehende Wanderer.
Der gastraum ist wieder voll nachdem wir am Schalter unser Frühstück geholt haben. An unser Tisch berichten zwei Frauen von ihren unruhigen Nacht im Matratzenlager – gestört von Schnarchenden und Welche mit schwache Blasen.
Da haben wir es doch besser gehabt.
An Klaus‘ Tisch setzt sich eine selbsthilfe Gruppe emanzipierte Frauen, die mit erstaunliche Offenheit über die Stuhlgang anregende Eigenschaften ihren mitgebrachte Speisen reden.
Nichts wie weg hier!
Wir lassen unseres Gepäck noch eine Weile in die Ecke stehen und wandern um den Funtensee. Die Berge spiegeln sich im stillen Wasser, der Himmel ist wolkenlos Blau und die Sonne brennt auf unsere Rücken.
Es dauert vor wir uns von diese großartige Landschaft losreißen können. Nächstes Ziel: Königssee. Wir holen unseres Gepäck aus das Kärlingerhaus und marschieren im strahlendem Sonnenlicht los.
Das Laufen fällt uns heute leicht. Die drei Jungs schnattern froöhlich und stapfen flott davon. Nachdem ich mich noch kurz umgedreht und Aufnahmen gemacht habe, sind die anderen schon hinter einen Felsvorsprung verschwunden. Auch nicht schlimm. Langsam trotte ich hinterher, geniesse die Stille und die atemberaubende Landschaft.
Schon lange vor ich der Saugasse erreiche, höre ich wieder die Kinderstimmen zwischen die Wände hallen. Dann verschwinde ich im Schatten der aufragende Felswand und erblicke vor mir unzählige Serpentinen die sich in die Tiefe schrauben. 300 Meter geht es hier runter.
Als wir fast die Hälfte geschafft haben treffen wir die ersten Wanderer in Gegenverkehr. Tief vorübergebückt und mit hochrote Gesichter schnauben sie an uns vorbei. Wir grüßen sie mit ein herzhaftes „Servus!“ und lassen uns von der Schwerkraft weiter nach unten ziehen.
Dieses Mal ist der Abstieg nicht so schwer, es geht eindeutig besser auf Bergpfaden und Serpentinen Bergab.
Bald laufen wir am rauschende Bach entlang, durch einen schattigen Wald. An einen kleinen Wasserfall machen wir ein Pause, vertilgen die letzte Reste Proviant. Immer wieder treffen wir auf andere Wanderer. Es wird klar das wir immer näher zu St. Bartholomä kommen. Die feste Bergschuhen weichen Sportschuhe, Rucksäcke Citybags. Uns ist klar, dass ein Großteil keine Ahnung hat von der Anstieg die vor Ihnen liegt.
Dann schimmert Azurblau durch die Bäume und kurz darauf haben wir einen malerische Blick auf den Königssee – wir sind bald da!
Wir gehen die letzten Serpentinen runter, gemeinerweise in den Kurven asphaltiert sodass es sogar für Bergschuhe kein Haft gibt. Unsere Beine zittern als wir das Steinstrand erreichen. Wir lehnen die Rucksäcke an ein umgefallenen Baumstamm und ziehen die Schuhe und Socken aus. „Haben das unsere Füße verdient?“ Fragt Klaus, und fügt beiläufig hinzu: „Eigentlich mussten wir rein.“
Tatsächlich ist es der Maximilian, der sich als Erster traut und mit ein Kopfsprung ins kalte Wasser springt. Da müssen wir anderen auch – Gruppenzwang. Bald plantschen wir alle wie die Kinder in’s Wasser.
Es gibt ein (immer wieder wiederholter) Spruch auf den Elektroschiffe, wenn die Schiffer über die Bademöglichkeit im Königssee reden. „Mann geht wie ein König rein, kommt wie eine Königin wieder heraus.“
Na ja, sooo kalt war es dann doch nicht. Im jeden Fall kalt genug um sich wie neugeboren zu fühlen.
Das Bad in den Königsee war nichts, verglichen mit der kalte Dusche die wir dann empfangen. Wir sind wieder in die ‘normale’ Welt angekommen. St. Bartolomä ist mit Touristen überlaufen. In Flip-Flops oder blendend weiße Sportschuhe, ein Mini-Rucksack mit grell bunte Comicfiguren-Aufdruck lässig über ein Schulter und in volle Lautstärke Kinder mit Namen wie Kevin oder Mandy anbrüllend. Horden von alte Leuten die vom überfülltem Elektroboot zum Gaststätte und wieder zurück schlendern.
Klaus guckt mich an und ich weiß genau was er fühlt. Zu gerne wären wir wieder auf ein Pfad, hoch in die Bergen hinter uns…
Wir kaufen Karten, stellen uns in die Schlange, drängeln uns auf ein Schiff und fahren zurück. Erleichtert sehen wir mein VW noch auf dem Parkplatz stehen sehen. Wir waren uns doch nicht ganz so sicher, dass sie das Auto nicht wegen Falschparken abgeschleppt würden.
Unsere Abenteurtour lassen wir in den Watzmann-Terme ausklingen. Herrlich der Dreck vom Körper zu waschen und die verspannte Muskeln im warme Wasser aufzuweichen.
Anschließend kehren wir dann im Gasthof Waldluft ein und lassen es uns da gutgehen.
Nach ein reichliches Mal, mit vollgegessene Bäuche treten wir später in die Dunkle Nacht. Unwillkürlich geht der Blick hoch zum Watzmannhaus, ein winziger Lichtfleck auf der schwarze Silhouette des Watzmanns.
Das haben wir doch geschafft…
Wir sind ganz begeistert nach Hause gekommen. Stolz auf unsere Leistung und fest entschieden weitere Hüttentouren zu machen.
Es hat enorm viel Spaß gemacht – oder wie die Jungs das sagen würden: „Übelst voll krass geil, Alter!“
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